Mein Nachbar, der Amateurfunker
(ist Amateurfunk gefährlich ?)

Bringt er uns alle um mit seinen Funkstrahlen? Schadet das nicht unserer Gesundheit?

Viel Verunsicherung ist entstanden im Zuge der Diskussion um Elektrosmog und Funkwellen - Bürgerinitiativen ziehen zu Felde gegen Mobilfunkantennen und es machen die wildesten Spekulationen die Runde, die die Entstehung schlimmer Krankheiten wie z.B. Krebs mit der Funkstrahlenexposition in Verbindung bringen.

Und zu allem Überfluss baut unser Nachbar, der Funkamateur, eine Monsterantenne auf sein Dach, mit der er bis nach Australien funkt. Das muss doch irgendwie schädlich sein! ???

Was ist tatsächlich dran an der Schädlichkeit elektromagnetischer Wellen? 

Nun - ganz allgemein kann man so eine Frage sicher nicht beantworten. Das wäre unseriös, denn zu unterschiedlich sind die verschiedenen Varianten elektromagnetischer Wellen und deren Eigenschaften. Selbst für den Amateurfunk wird man das kaum verallgemeinert beantworten können. Amateurfunk ist so variantenreich, dass es viel zu unpräzise wäre, alles über einen Kamm zu scheren. Deshalb möchte ich mich in meinen nachfolgenden Betrachtungen hauptsächlich auf den Kurzwellenfunk beschränken. Das ist die Betriebsart, mit der man "direkt bis Australien funkt" und für die man diese "Monsterantennen" benötigt.

Diese "Monsterantennen" benötigt man nicht deshalb, weil man damit etwa so gigantische Funkleistungen  erzeugen könnte, um bis nach Australien zu kommen, sondern man benötigt sie, weil man in einem Frequenzbereich arbeitet, der uns einen sehr interessanten Ausbreitungsmechanismus ausnutzen lässt: in diesem Frequenzbereich wirken die höchsten Schichten unserer Atmosphäre wie ein nahezu perfekter Spiegel. Bei guten Ausbreitungsbedingungen "fliegen" unsere Funkwellen also durch mehrfache Reflexion an diesem Spiegel tatsächlich bis nach Australien. Und das sogar bei vergleichsweise geringen Leistungen.

Die Bezeichnung "Kurzwellen" ist dabei historisch bedingt und sehr irreführend. Denn im Vergleich zu den heute üblicherweise technisch genutzten Wellenlängen und Frequenzen handelt es sich bei den "Kurzwellen" um relativ lange Wellen mit Wellenlängen zwischen 10 und 160 Metern. Genau deshalb braucht man Antennen mit so "monsterhaften" Geometrien und nicht etwa, weil man mit so wahnsinnigen Leistungen arbeiten würde.

Nachfolgend einige interessante Fakten zu diesem Thema:

- Grob vereinfacht betrachtet nimmt die Leistungsdichte elektromagnetischer Felder quadratisch zur Entfernung von der Antenne ab. In einer Distanz von 10 Metern hat man also nur noch ein Hundertstel der Leistungsdichte wie bei einer Entfernung von einem Meter. Man kann also leicht abschätzen, welchen Energien man ausgesetzt ist, wenn 10 Meter von der Kurzwellenantenne entfernt ist im Gegensatz zum dem, der sich seinen 2W starken Sender in seinem Handy in 2cm Abstand an den Kopf hält. Und selbst für diese vergleichsweise gigantischen Leistungsdichten beim Handytelefonat sind bis heute keine seriösen Studien bekannt, die eine gesundheitliche Beeinträchtigung nachweisen können.

- Die Absorption von elektromagnetischen Feldenergien in organischen Geweben ist stark von der Frequenz abhängig. Kurzwellen, also Frequenzen von ca. 1.8 bis 30 MHz sind also bis zu 1000-fach niederfrequenter als Handywellen, die derzeit mit bis zu 1.8 GHz arbeiten. Die Leistungsabsorption der Funkwellen in organischem Gewebe ist deshalb auch bei Kurzwellen um Größenordnungen niedriger!

- Im Gegensatz zu vielen ganz alltäglichen Elektrosmogquellen wie z.B. Schnurlos-Telefonen, Computer und Monitoren sendet man beim Amateurfunk nicht rund um die Uhr, sondern meist nur wenige Minuten pro Tag.

- Mit Kurzwellen besitzt man bereits viele Jahrzehnte Erfahrungen, viel mehr also als bei den Frequenzbereichen, die bei Handies benutzt werden. Kommerzielle Rundfunksender auf Kurzwelle sendeten  mit einer Leistung von 50000 bis zu 1 Million Watt jahrzehntelang fast pausenlos rund um die Uhr - und das mitten in dicht bewohnten Gegenden. Gesundheitliche Auswirkungen sind bis heute nicht bekannt geworden.

- Insgesamt ist also die Exposition durch elektromagnetische Energien selbst beim direkten Nachbarn eines Amateurfunkers im Bereich von Millionstel!!! dessen, was wir uns durch Handies und andere Elektrosmogquellen zumuten. 

- Amateurfunker müssen durch eine sogenannte "Selbsterklärung" ihre ortsfeste Anlage mit allen Sendeantennen den zuständigen Behörden melden. Hierbei werden genau die Lage, der Antennentyp und die Eigenschaften, die Sicherheitsabstände, die verwendeten Sendeleistungen, Frequenzen und Betriebsarten spezifiziert . Die hierfür vom Gesetzgeber vorgegebenen Grenzwerte müssen dabei in jedem Fall und in jeder Konfiguration eingehalten werden. Die angewendeten Grenzwerte beruhen zum einen auf Feldstärkewerten, die sicher jede Beeinträchtigung von Herzschrittmachern ausschließen und zum anderen aus sogenannten Personenschutzgrenzwerten. Diese Grenzwerte liegen so niedrig, dass deren Sinnhaftigkeit von vielen Hobbykollegen angezweifelt wird, da es keinerlei nachgewiesene Erkenntnisse über Schadwirkungen gibt, die diese Begrenzungen erforderlich machen würden. Für Nachbarn von Funkamateuren bedeutet dies, dass sie sicher sein können, dass von der betreffenden Amateurfunkanlage nicht die geringste Gefahr ausgeht.

Viele Skeptiker führen an, dass man nie mit absoluter Sicherheit eine Schadwirkung ausschließen kann. Das ist natürlich prinzipiell richtig. Genauso wenig, wie man sich nicht sicher sein kann, nicht beim spazieren gehen von einem Meteoriten erschlagen zu werden. Man kann aber mit großer Sicherheit sagen, dass das Risiko einer Schadwirkung vernachlässigbar gering ist. Das kann man aus allen bisher dazu existierenden Erkenntnissen mit Sicherheit ableiten.
 

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